Sozialkompetenz

Sozialkompetenz: Die Schlüsselqualifikation im Arbeitsleben

Immer mehr Unternehmen achten bei der Besetzung von neuen Stellen auf die „social skills“ ihrer Bewerber*innen. Sozialkompetenz ist heute mehr denn je gefragt, ist ihre Bedeutung für die Gestaltung unserer Beziehungen im beruflichen wie im privaten Leben doch unumstritten.

 

Was steckt hinter dem Begriff „Sozialkompetenz“?

Woran messen wir Sozialkompetenz und worin unterscheiden sich Personen, die sozialkompetent sind, von jenen, die es nicht sind?

Im Duden wird Sozialkompetenz als die „Fähigkeit einer Person, in ihrer sozialen Umwelt selbstständig zu handeln“ beschrieben. Wikipedia beschreibt Soziale Kompetenz mit folgenden Worten: „Sozial-kommunikative Kompetenz oder Sozialkompetenz ist ein Komplex von Fähigkeiten, die dazu dienen, in Kommunikations- und Interaktionssituationen entsprechend den Bedürfnissen der Beteiligten Realitätskontrolle zu übernehmen und effektiv zu handeln“.

Soziale Kompetenz umschreibt also die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, und umfasst somit alle Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, effektiv mit anderen zusammenzuarbeiten.

Sozialkompetenz steht daher in direkter Verbindung damit, wie wir kommunizieren und welcher Kommunikationstyp wir sind und wie wir schwierige Kommunikationssituationen meistern und uns in Konflikten verhalten.

Menschen, die über Sozialkompetenz verfügen, werden auch als empathisch bezeichnet, da sie die Fähigkeit besitzen, sich in die Gefühlslage anderer Menschen hineinzuversetzen. In der zwischenmenschlichen Interaktion können sie die Bedürfnisse anderer Menschen schneller erkennen und auf diese eingehen und Konflikte besser meistern. Darüber hinaus können sie besser mit ihren eigenen Emotionen umgehen.

Unser Kommunikationsverhalten hat sich im Laufe der Zeit verändert. Wenn wir das Kommunikationsverhalten älterer Generationen (zwischen 1945 und 1955 geborene „Traditionalisten“) im Vergleich zu dem jüngerer Generationen (zwischen 1996 und 2010 geborene Angehörige der „Generation Z“) betrachten, dann erkennen wir einen Trend dahingehend, dass die jüngere Generation viel unverbindlicher kommuniziert und auch direkter sagt, was sie stört. Einerseits fordert die jüngere Generation ständig Feedback ein, was aus ihrem starken Bedürfnis nach Lob und Anerkennung resultiert, hat aber andererseits Schwierigkeiten, mit Kritik umzugehen.

 

Sozialkompetenz in der Teamarbeit

Gerade in der Durchführung von Teamentwicklungen erlebe ich oft Spannungen unter den Mitarbeiter*innen, die sich dadurch ergeben, dass aneinander vorbeigeredet wird und die jeweiligen Bedürfnisse nicht anerkannt werden. Nicht selten kommt es zu gegenseitigen Anschuldigungen und persönlicher Kritik, die verletzend sein kann.

Was fehlt, ist das Wissen, wie wir erfolgreich kommunizieren und Konflikte lösen können. Die Fähigkeit, schwierige Kommunikationssituationen so zu meistern, dass wir andere Menschen nicht verletzen und dennoch eine klare Grenze um uns ziehen und unserem Gegenüber mitteilen können, was unsere Bedürfnisse sind, ist gerade in der Teamarbeit besonders wichtig.

Auch der Trend zur digitalen und virtuellen Kommunikation, der coronabedingt beschleunigt wurde, hat die Teamarbeit und damit auch unser Sozialleben nachhaltig verändert. Viele Mitarbeiter*innen klagen − besonders momentan − über das Gefühl der Isolation und Unsicherheit und auch darüber, zu wenig Informationen aus anderen Bereichen zu erhalten.

Kommunikation lebt vor allem durch den direkten persönlichen Kontakt und Austausch mit einem Gegenüber. Dies ist ein menschliches Grundbedürfnis, das durch eine virtuelle Kommunikation nicht ersetzt werden kann. Umso wichtiger ist, dass Unternehmen weiterhin und auch in Zeiten von Social Distancing einen Weg finden, ihr Team bei der Förderung der direkten Kommunikation zu unterstützen (z. B. durch Teammeetings im Freien, wo die Abstandsregeln eingehalten werden können).

 

Ist Sozialkompetenz erlernbar?

Unsere Persönlichkeit und auch unsere Sozialkompetenz entwickeln sich bereits in jungen Jahren. Je älter wir werden, desto geformter ist unsere Persönlichkeit, und desto mehr müssen wir an unserer Sozialkompetenz arbeiten, wenn wir durch Feedback erkennen, dass Verbesserungsbedarf besteht. Sozialkompetenz ist auch im Erwachsenenalter erlernbar, dies erfordert aber ein hohes Maß an Disziplin und Selbstreflexion und die Bereitschaft, an uns zu arbeiten.

Als Berater und Coach erlebe ich vor allem dort Erfolge, wo es der gecoachten Person selbst ein Anliegen ist, an ihrem Sozialverhalten etwas zu verändern.

 

Ausblick

Durch die Umstellung vieler Organisationen auf „Agiles Arbeiten“ wird Sozialkompetenz in Zukunft zunehmend wichtiger. Gegenseitiges Vertrauen und ein wertschätzender Umgang im Miteinander führen zu schnelleren Kommunikationswegen. Nicht zuletzt profitieren auch die Kund*innen durch sozialkompetente Mitarbeiter*innen, weil diese gezielter auf ihre Bedürfnisse eingehen.

Ein verpflichtender „Sozialkompetenz-Führerschein“, der mittels eines Sozialkompetenztrainings erworben wird, für jede Person im Betrieb, also Führungskräfte und Mitarbeiter*innen, würde einen Großteil der emotionalen Auseinandersetzungen und Konflikte im Betrieb verhindern können. Nicht zuletzt können sozialkompetente Menschen nicht nur im beruflichen, sondern auch privaten Lebensbereich mehr Lebenszufriedenheit erzielen.