Perfektionist*Innen Haben Es Schwer - Perfektionist*innen haben es schwer

Perfektionist*innen haben es schwer

Gerade Menschen, die es in ihrer Karriere sehr weit gebracht haben, wie erfolgreiche Ärzt*innen, Spitzensportler*innen oder Musiker*innen, verbindet oftmals das Streben nach Perfektion. Sie wollen sich keine Fehler in ihrer Karriere erlauben. Sie sind pflichtbewusst und brauchen das Gefühl von Kontrolle. Ihre Lebenseinstellung ist geprägt davon, der*die Beste im eigenen Fachgebiet zu sein. Für sie ist es nicht ausreichend, nur gut im Job zu sein.

Doch hier ist der Spagat zwischen einer gesunden Einstellung und einer krankhaften Perfektion sehr schmal. Gerade für jene Perfektionisten, die sich dauerhaft unter Druck setzen, kann ihr Perfektionismus dann zum Problem werden, wenn der Erfolg und die Anerkennung ausbleiben.

 

Das Bedürfnis nach Anerkennung

Meistens steckt hinter dem Wunsch nach Perfektion ein Bedürfnis nach Anerkennung und danach, von anderen geschätzt und geliebt zu werden. Diese Denk- und Verhaltensmuster werden bereits in frühester Kindheit entwickelt und geprägt. Nach der Transaktionsanalyse zählt der Perfektionismus zu den inneren Antreibern, die ihren Ursprung in der Erziehung finden und auch elterliche Gebote genannt werden. Entscheidend dabei ist, wie im Elternhaus auf Fehler des Kindes reagiert wird (z. B. schlechtes Benehmen, schlechte Noten in der Schule). Die Eltern-Kind-Beziehung funktioniert nach dem Motto „Anerkennung gegen Leistung“. Nur dann, wenn das Kind brav ist und seine Leistung bringt, bekommt es die entsprechende Liebe. Erst im Erwachsenenalter werden uns diese Verhaltensmuster bewusst und wir haben die Möglichkeit zu erkennen, dass es Alternativen zu den elterlichen Botschaften gibt. Zu diesem Zeitpunkt haben sich diese Botschaften jedoch schon stark im Unterbewusstsein verankert. Heute, Jahrzehnte später, wirken sie noch immer auf unsere Wahrnehmung, unser Denken und unsere Entscheidungen.

In meiner Coachingarbeit berichten mir Führungskräfte und Mitarbeiter*innen mit einem stark ausgeprägten Perfektionismus, dass ihnen im Job oftmals die Zeit fehle, ihre Arbeit in der Qualität auszuführen, wie sie dies gerne machen würden, oder dass der Chef ihre perfektionistische Haltung einfach nicht wertschätzt. Dies kann oftmals zu einer Anerkennungskrise führen, die gesundheitliche Folgewirkungen mit sich bringen kann. Vor allem weibliche Führungskräfte und Mitarbeiterinnen, die im Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie stehen, gelangen mit einer perfektionistischen Haltung oftmals an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.

 

Der übertriebene Anspruch an andere

Es kann auch passieren, dass Perfektionist*innen ihre Haltung und ihren Anspruch auch an andere Personen richten. Gerade in der Führungsarbeit kann sich ein übertriebener Perfektionismus negativ auf die Beziehung zu den Mitarbeiter*innen auswirken. Wenn der eigene Leistungsanspruch zu hoch wird und sich diese Erwartungshaltung auch auf die Leistung der Mitarbeiter*innen überträgt, kann das Arbeitsklima darunter leiden. Eine Kultur des Misstrauens kann die Folge sein. Die Angst vor Fehlern und das Gefühl, nicht gut genug zu sein, erzeugt bei den Mitarbeiter*innen ein Gefühl von Unzufriedenheit, und Innovation, Kreativität und Selbstverantwortung bleiben auf der Strecke.

 

Wie viel Perfektion ist sinnvoll?

Personen mit einem stark ausgeprägten Perfektionismus sind oftmals sehr selbstkritisch, was schnell zu einer Unzufriedenheit führen kann, vor allem dann, wenn die gewünschte Leistung nicht erbracht werden kann und die notwendige Zeit einfach fehlt. Die Fähigkeit zu erkennen, bei welchen Aufgaben und Tätigkeiten eine perfektionistische Arbeitsleistung sinnvoll ist und wertgeschätzt wird und wo nicht, ist immens wichtig, da Perfektionist*innen sonst Gefahr laufen, auszubrennen.

 

Folgende Einstellungen können im Umgang mit dem eigenen Perfektionismus helfen:

  • So wie ich bin, bin ich gut genug!
  • Ich kann darauf vertrauen, dass ich mein Bestes gebe, und das ist genug!
  • Ich muss mich nicht dauernd beweisen!
  • Ich darf mir Fehler erlauben!
  • Es müssen nicht immer 100 % sein. Oftmals reichen auch 80 %.
  • Ich entscheide mich immer wieder neu, ob es wirklich perfekt sein muss.

 

Grundsätzlich hat der eigene innere Antreiber der Perfektion eine wichtige Funktion für uns, da dieser uns zu einer guten Leistung motiviert – doch nur dann, wenn dieser Antreiber nicht zu stark ausgeprägt ist und unsere innere Einstellung und unser Verhalten dominiert.

Gerade in der heutigen Zeit, in der Qualität in vielen Firmen großgeschrieben wird, sollten Perfektionist*innen in der Rolle als Expert*innen gefragt sein, denn sie tragen wesentlich zur Qualitätssteigerung in Unternehmen bei.

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Gerne unterstütze ich Sie in Ihrer Situation und biete Ihnen ein kostenloses Informationsgespräch an, in dem wir einander kennenlernen, Sie mir Ihr Anliegen schildern und wir die nächsten Schritte planen.