Mitarbeiter*innen-Bindung – Das entscheidende Ass im Ärmel
In Zeiten des Fachkräftemangels gewinnt das Thema Mitarbeiter*innen-Bindung immer mehr an Bedeutung. Jene Unternehmen, denen es gelingt, ihre Mitarbeiter*innen langfristig zu halten, verringern nicht nur ihre Transaktionskosten, die durch Recruiting, Einarbeitung, Verwaltung und Ausbildung entstehen, sondern sichern sich auch ihre Wettbewerbsfähigkeit durch das Know-how ihrer langjährigen Mitarbeiter*innen.
Doch was steckt dahinter, wenn manche Unternehmen ihre guten Mitarbeiter*innen verlieren?
Wenn Mitarbeiter*innen ein Unternehmen verlassen, steckt dahinter eine Botschaft. Oftmals liegt die Ursache in der unzufriedenstellenden Beziehung zum direkten Vorgesetzten aufgrund mangelnder Wertschätzung, fehlender Weiterentwicklungsmöglichkeiten oder zwischenmenschlicher Differenzen.
In meiner Unternehmensberatungspraxis zeigt sich, dass gute Mitarbeiter*innen nicht primär schlecht geführte Unternehmen, sondern vielmehr ihre Führungskraft verlassen, da zwischen Mitarbeiter*in und Führungskraft kein Vertrauensklima herrscht. Die Beziehung zum direkten Vorgesetzten stellt somit die Achillesferse der Arbeitszufriedenheit dar. Ist diese Beziehung einmal von Misstrauen geprägt, dann führt dies zur Demotivation von Mitarbeiter*innen führen und wirkt sich im schlimmsten Fall auch negativ auf das Arbeitsklima und die Produktivität im Team aus.
Gerade die jüngere Generation zeigt eine höhere Bereitschaft, den Job zu wechseln, wenn für sie die Rahmenbedingungen nicht stimmig sind. Eine gute Führung und ein gutes Arbeitsklima sowie Sinnhaftigkeit im Job und Mitgestaltungsmöglichkeiten sind für sie wichtige Voraussetzungen, um einem Arbeitgeber treu zu bleiben.
Was können Unternehmen tun, um ihre Mitarbeiter*innen langfristig zu binden?
Durch regelmäßige Mitarbeiter*innen-Befragungen können wichtige Hinweise zur Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen evaluiert werden.
Die Herausforderung bei Mitarbeiter*innen-Befragungen besteht vor allem darin, dass es im Unternehmen eine offene Feedbackkultur braucht, damit sich die Mitarbeiter*innen trauen, offen und ehrlich zu antworten, ohne Angst vor Konsequenzen haben zu müssen. Weiters setzt es die Veränderungsbereitschaft im Betrieb sowie die notwendigen personellen Ressourcen voraus, um konkrete Maßnahmen aus den Befragungen abzuleiten. Eine Befragung ist schnell einmal organisiert, doch die daraus abgeleitete Umsetzung der Maßnahmen stellt die Glaubwürdigkeit des Unternehmens auf die Probe. Denn folgen auf Befragungen keine konkret spürbaren Maßnahmen für die Mitarbeiter*innen, so wirkt sich das kontraproduktiv auf die Grundstimmung im Unternehmen und das Vertrauen in die Führung aus, da sich die Mitarbeiter*innen nicht ernst genommen und in ihren Bedürfnissen unverstanden fühlen.
Auch das Mitarbeiter*innen-Gespräch ist ein wichtiges Instrument, um Mitarbeiter*innen an das Unternehmen zu binden, da in einem vertrauensvollen Rahmen die gemeinsame Vergangenheit reflektiert und die Zukunft geplant wird.
Das Instrument des 360 Grad-Feedbacks ist für die Mitarbeiter*innen-Bindung ebenfalls sehr hilfreich, denn durch das Feedback der Mitarbeiter*innen erhalten die Führungskräfte wichtige Informationen zu ihren Kompetenzen und ihrer Leistung. Leider diese Methode in der Praxis immer weniger Anwendung. Gründe dafür sind finanzielle Einsparungen oder auch die Sorge seitens der Führung, sich einer Leistungsbeurteilung auszusetzen.
Da für die Mitarbeiter*innen-Bindung vor allem auch ein gutes Arbeitsklima ausschlaggebend ist, ist es wichtig, dass Führungskräfte regelmäßige Teamentwicklungen in ihren Abteilungen durchführen. Gerade während der Coronapandemie haben viele Betriebe ihre Kommunikation auf virtuell umgestellt. Der persönliche Kontakt ist allerdings wichtig, um das Vertrauen im Team zu stärken.
Jene Unternehmen, denen es gelingt, eine Kultur zu gestalten, in der
- auf allen Organisationsebenen offen und wertschätzend miteinander kommuniziert wird,
- die Mitarbeiter*innen eine Sinnhaftigkeit in ihrem Job erkennen,
- die Mitarbeiter*innen nach ihren Stärken und Potenzialen eingesetzt werden,
- regelmäßige Fortbildungen aktiv gefördert werden,
- die Möglichkeit für Partizipation besteht,
- eine gute Feedbackkultur gegeben ist,
werden ihre Mitarbeiter*innen langfristig halten und an das Unternehmen binden können.